
23.12.2025
2026 entscheidet: Wie Stromlieferanten mit dem Durchleitungsmodell ihre E-Mobilitäts-Kunden behalten
4 Minuten
2025 war die Vorbereitungsphase. 2026 ist das erste Jahr, in dem Elektromobilität, regulatorische Anforderungen und digitale Kundenlösungen operativ zusammenkommen. Stromlieferanten, die weiterhin ausschließlich „Strom am Zählpunkt“ verkaufen, verlieren nicht nur Liefermengen, sondern schrittweise die Kundenbeziehung.
Denn Strom wird längst nicht mehr dort verbraucht, wo der Liefervertrag endet. Er wird beim Mitarbeiter zu Hause geladen, unterwegs an öffentlichen Ladepunkten oder an fremden Standorten. Genau dort entstehen heute neue Umsätze – häufig außerhalb des direkten Zugriffs des Stromlieferanten.
Warum das Modell „Strom am Zählpunkt“ 2026 nicht mehr ausreicht
Das klassische Stromvertriebsmodell stößt im Kontext der Elektromobilität an klare Grenzen. Kunden laden unterwegs über Roaming-Anbieter mit intransparenten Preisen. Das Heimladen von Dienstfahrzeugen erfordert aufwendige Pauschalen und Rückerstattungsmodelle. Während Stromlieferanten den Strom am Standort liefern, machen andere Anbieter den Umsatz mit dem Ladestrom.
Die wirtschaftliche Folge ist konkret messbar. Ein mittlerer Stromlieferant verliert pro 100 elektrisch betriebene Firmenfahrzeuge schnell 40.000 bis 60.000 Euro Deckungsbeitrag pro Jahr. Nicht durch Kündigungen, sondern durch Ausweichverbräuche.
Die Lösung: Der Stromvertrag wird mobil
Mit dem Durchleitungsmodell, auch bekannt als Bring Your Own Power, bleibt der Stromvertrag der zentrale Anker – unabhängig davon, wo der Strom physisch entnommen wird. Über virtuelle Bilanzierung wird jede geladene Kilowattstunde kaufmännisch dem Bilanzkreis des Stromlieferanten zugeordnet, selbst wenn der Ladevorgang an einer fremden Ladesäule oder beim Mitarbeiter zu Hause stattfindet.
Wichtig ist dabei: Das Durchleitungsmodell ist kein neues Produkt, sondern eine Erweiterung des bestehenden Stromvertriebs. Der Stromlieferant bleibt in seiner Rolle – mit deutlich größerer Reichweite.
Bring Your Own Contract: Die logische Weiterentwicklung
Kunden bringen nicht nur ihren Strom mit, sondern ihren gesamten Vertrag. Tariflogik, Grünstromoptionen und Reporting werden mobil nutzbar. Für Stromlieferanten entstehen modulare Vertragsmodelle: Grundlast am Standort, flexible Komponenten für das Laden undoptionale ESG- und Grünstrommodule. Das erhöht die Wechselhürde erheblich und schafft Differenzierung gegenüber austauschbaren Commodity-Tarifen.
Mitarbeiterladen: Der größte wirtschaftliche Hebel
Das Mitarbeiterladen ist aktuell eines der wirtschaftlich attraktivsten Anwendungsfelder des Durchleitungsmodells. Im klassischen Setup laden Mitarbeiter privat, Unternehmen erstatten pauschal, der administrative Aufwand ist hoch.
Im Durchleitungsmodell wird der Strom direkt aus dem Unternehmensvertrag geliefert. Jede Kilowattstunde wird transaktionsscharf zugeordnet. Es gibt eine Rechnung, vorsteuerabzugsfähig, ohne Rückerstattungslogik. Ein Unternehmen mit 50 Dienstfahrzeugen wird so zu 51 Lieferstellen – ohne 50 neue Einzelverträge abschließen zu müssen.
Virtuelle Bilanzierungsmodelle sind dabei kein Zukunftskonzept. Sie werden in Deutschland seit 2022 produktiv eingesetzt und regulatorisch anerkannt.
Heimladen mit Unternehmensvertrag: Ein klares Win-Win-Modell
Unternehmen profitieren von gewerblichen Strompreisen und einer sauberen Kostenstellenzuordnung. Mitarbeiter müssen keine privaten Stromkosten vorstrecken und erhalten volle Transparenz über ihre Ladevorgänge. Stromlieferanten erschließen zusätzliche Liefermengen und erhöhen die Kundenbindung. Deutschlandweit gibt es mehrere Millionen Dienstfahrzeuge. Jeder davon benötigt Strom. Mit dem Durchleitungsmodell liefern diesen Strom nicht Drittanbieter, sondern der bestehende Stromlieferant.
Granulare Grünstromnachweise: CSRD-ready ab 2026
2026 ist das erste volle Berichtsjahr der CSRD. Jährliche Durchschnittsnachweise reichen dafür nicht mehr aus. Granulare, blockchain-verifizierte Grünstromnachweise ermöglichen die eindeutige Zuordnung jeder einzelnen Kilowattstunde zum Produzenten – auch beim Mitarbeiterladen oder an öffentlichen Ladepunkten. Das erlaubt Premium-Produkte statt Commodity-Tarife, auditierbare ESG-Compliance und eine klare Differenzierung im Wettbewerb.
Ihre Rolle im Durchleitungsmodell
Die Rolle des Stromlieferanten bleibt klar und risikoarm. Der Stromlieferant schließt die Verträge, beschafft Strom, managt den Bilanzkreis und rechnet mit dem Kunden ab. Die Plattform übernimmt Zuordnung der Strommengen, Marktkommunikation sowie Dokumentation und Nachweise. Der Stromlieferant bleibt Stromlieferant – mit höherer Wertschöpfungstiefe.
Wirtschaftlichkeit: Wann rechnet sich das Modell?
Ein realistisches Szenario:
50 Gewerbekunden mit jeweils 40.000 Kilowattstunden Jahresverbrauch ergeben 2 Gigawattstunden. Durch zusätzliche E-Mobilitätsverbräuche steigt die Liefermenge um etwa 40 Prozent. Das entspricht rund 800.000 Kilowattstunden zusätzlicher Liefermenge.
Bei konservativer Marge entstehen so über 20.000 Euro Mehrertrag pro Jahr – bei gleichzeitig höherer Kundenbindung und geringerer Wechselquote.
Warum OLI der risikoärmste Weg ist
Mit der Plattform von OLI Systems GmbH setzen Stromlieferanten das Durchleitungsmodell ohne Eigenentwicklung um. Der Go-Live erfolgt in 6 bis 8 Wochen statt in 12 bis 18 Monaten. Die Setup-Kosten liegen bei rund 25.000 Euro statt bei über 80.000 Euro für ein Eigenprojekt. Der Break-even wird typischerweise nach 2 bis 3 Monaten erreicht. Die Lösung ist White-Label, rechtssicher und operativ erprobt.
Fazit
Der Stromvertrieb wird mobil. Die Frage ist nicht, ob dieser Wandel kommt, sondern wer davon profitiert. 2026 wird nicht vorbereitet. Es wird entschieden.
Nächster Schritt: Vereinbaren Sie eine 15-Minuten-Live-Demo und sehen Sie Dashboard, Abrechnung und Anwendungsfälle im realen Betrieb.